Gastbeitrag zu Instagram

Essay – Loraine Donners
Wie beeinflusst Instagram unser Selbstbild und unsere Identitätsbildung?

Jeden Tag nutzen mehrere Millionen Menschen die App Instagram, um sich inspirieren zu lassen, zu sehen, was ihr Lieblingsfußballer, sein Lieblingsschauspieler oder einfach, was ihre Freunde gerade so machen.

Wenn man aber so viel und so oft mit dem Internet konfrontiert ist, kann man sich schon einmal die Frage stellen: Wird meine Identitätsbildung und mein Selbstbild durch die ganzen Filter, die über allem liegen und durch das gestellte Leben von sogenannten Influencern beeinflusst?

Diese Frage ist sehr kompliziert zu beantworten und um sie schlussendlich beantworten zu können, muss man einige Faktoren berücksichtigen, auch manche, die man im ersten Moment vielleicht gar nicht bewusst wahrnimmt.

Die Identität eines Menschen entwickelt sich, wenn ein Mensch viele Differenzerfahrungen macht. Diese macht man vor allem im Jugendalter (vgl. M2), da man in diesem Lebensabschnitt anfängt, viele Dinge zu hinterfragen und sich ohne es zu merken weiterentwickelt, wie zum Beispiel durch die Geschlechtsreife oder durch generelle Veränderungen im Leben oder Umfeld der Person (vgl. M2).

Doch diese Entwicklung ist nicht nur positiv, ganz im Gegenteil, der gesellschaftliche Aspekt spielt eine große Rolle, durch beispielsweise äußere Einflüsse kann die Identität von Menschen erheblich beeinflusst werden, so ist man einem gewissen Leistungs- und Gesellschaftsdruck ausgesetzt, welcher durch Instagram nur verschlimmert wird (vgl. M2). Da durch Instagram vermittelt wird, dass sein eigenes Leben traurig und langweilig ist und man mehr so aussehen muss, wie die ganzen Influencer, die Filter über ihr ganzes Leben legen, aber es wie die Realität aussehen lassen.

Die meisten Menschen kommen im Laufe ihres Lebens an den Punkt, wo sie sich fragen, „Wer bin ich?“(vgl. M2) und „Wer möchte ich sein?“, um eine Antwort auf diese Fragen zu bekommen, greifen die Menschen dann unter anderem auf Instagram als Quelle für Inspiration oder als Ort zurück, an welchem sie sich wohlfühlen, durch beispielsweise die Communitys, die dort vertreten sind wie zum Beispiel die LGBTQIA+ Community (vgl. M1), jedoch vermittelt Instagram die verschiedensten Werte, Rollenbilder, Ideen und Lebensmodelle (vgl. M2). Diese Vielfalt, kann das Selbstbild der Nutzer*innen beeinflussen, indem sie mit unterschiedlichen Vorstellungen von Erfolg, Schönheit und Lebensstilen konfrontiert werden. Das kann dazu führen, dass die Nutzer*innen anfangen, ihr eigenes Leben kritisch zu hinterfragen und anfangen, sich mit den vermeintlichen Idealen auf Instagram zu vergleichen; dieser Prozess kann das Selbstbild dann wiederum schwächen.

Wenn man eine Person auf Instagram sieht, die das Leben führt, von dem man selbst träumt, entsteht zunächst ein Gefühl der Verbindung. Man verspürt den Wunsch, sich in dieser Person wiederzuerkennen, da sie das verkörpert, was man sich für das eigene Leben wünscht (vgl. M2).
Auf Instagram ist allerdings mehr Schein als sein, das wird des Öfteren leider vergessen (vgl. M1), dadurch wird nicht nur das Selbstbild der Nutzer*innen geschwächt und die Identität verändert, sondern leidet auch die psychische Gesundheit der Nutzer*innen erheblich darunter (vgl. M2).

Instagram ist mehr Schein als Sein, da man über alles einen Filter legen kann oder weil man heutzutage alle seine Bilder so bearbeiten kann, dass man im Prinzip perfekt aussieht. Da all das möglich ist, fängt man als Nutzer*in an sich zu fragen, warum man selbst nicht so aussehen kann oder warum man selbst nicht dieses wunderbare Leben führen kann, obwohl dies auch einfach nur ein vorher geplanter Alltag ist.

Instagram hat nicht nur einen negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit eines Menschen im Allgemeinen, sondern vor allem wird durch Instagram die sogenannte „Fear of missing out“, also die Angst etwas zu verpassen, gefördert (vgl. M2). Durch die „Story Funktion“ und auch die „Beiträge Funktion“, durch welche man nur in wenigen Sekunden alles teilen kann, was man gerade macht, wird diese Angst gefördert, das liegt daran, dass man als Follower direkt in einen gewissen Selbstzweifel verfällt und sich fragt, ob man selbst gut genug ist, ob seine Freunde einen eigentlich gar nicht mögen und ob es einen Grund dafür gibt, warum seine Freunde einen nicht dabei haben wollen, prinzipiell verfällt man so in einen Selbstzweifel (vgl. M1).
Auswirkungen von Instagram und der Tatsache, dass man schnell sein „Bilderbuch“ Leben mit nur einem Klick teilen kann, sind im Kern schlimmer als nur die Angst, etwas zu verpassen.

Eine Studie der britischen Organisation „Royal Society for Public Health” und der Organisation „Young Health Movement” bestätigt, dass Plattformen wie Instagram den schlechtesten Einfluss auf die Psyche der 14 – 24-Jährigen aufweist. Zudem wurde durch die Studie klar, dass Instagram auch mit Depressionen, Angstzuständen, Schlafstörungen und Einsamkeit zusammenhängt bzw. diese fördert (vgl. M2).

Eine andere Langzeitstudie der Universität Montreal kam außerdem zu dem Ergebnis, dass die rund 4.000 Teenager, welche über vier Jahre begleitet wurden, umso stärkere depressive Symptome entwickelten, je mehr Zeit diese mit sozialen Medien verbrachten (vgl. M4).

Das Ganze wird von Instagram wahrscheinlich ohne primär schlechte Absichten gefördert, jedoch verliert man sehr schnell den Überblick über die Zeit, wenn man schon Stunden lang von Video zu Video, von Beitrag zu Beitrag oder einfach von Account zu Account springt. Dadurch, dass man die Zeit aus den Augen verliert, verliert man auch, ohne dass dies wahrscheinlich das Ziel war Schlaf, da man diese ganzen Beiträge oder Ähnliches als Spannender empfindet.

Manche benutzen Instagram wahrscheinlich auch als temporäre Flucht aus der Realität und um seinem eigenen Leben vorübergehend zu entkommen, dabei vernachlässigt man dann aber seine sozialen Kontakte, weil man nicht mehr rausgeht, da es in dieser Fake-Realität viel schöner ist und man durch die ganzen Videos und vorgetäuschten Leben anfängt, sein eigenes Leben bemitleidenswert zu finden.

Dieser Prozess führt dann wieder zu Einsamkeit, da Instagram nur eine temporäre Flucht aus seinem Leben ermöglicht und während seine Freunde Spaß haben und dies auch wieder posten, hängt man selbst in einem gewissen Loch fest.
Gemäß den Studien und einer Statistik aus dem Jahr 2022, welche beweist, dass in der Altersgruppe von unter 15 – 22-Jährigen rund 480 Suizide ausgeführt wurden (vgl. M3), lässt sich der Schluss ziehen, dass Instagram diese Zahl fördert.
Da Instagram Depressionen begünstigt, sowie auch die Angst etwas zu verpassen, können Jugendliche schnell in ein Loch fallen, aus welchem diese dann möglicherweise keinen anderen Ausweg als Suizid sehen.

Dieser Fall in ein Loch, wird dadurch verstärkt, dass angenommen wird, dass die Nutzer*innen sich Content anschauen, welcher bereits zu ihrer Stimmung und Wahrnehmung passt, das heißt also, dass Nutzer*innen, welche sich bereits in einer bedrückten oder in einer allgemein negativen Stimmung befinden, sich dann auf Instagram eben genau das auch anschauen, somit spielen sie selbst auch eine große Rolle dabei, ob sie in dieses Loch fallen oder nicht (vgl. M4).
Die Jugendlichen, fallen gegebenenfalls in ein Loch, jedoch denke ich, dass sich einige durch ihre Verhaltensweisen „wichtig“ machen wollen, eine „schlimme“ Kindheit erfinden, und sogar Suizide vortäuschen, um Klicks und Aufmerksamkeit zu bekommen.

Wenn man in diesem Tief feststeckt, kann man nun schlussendlich aber auch ganz den Sinn für seine Identität verlieren. Das liegt daran, dass man sich nur noch mit dem Leben von anderen beschäftigt und nicht mehr mit seinem eigenen. Die sogenannten Influencer spielen jedoch teilweise ihr Leben nur vor. Für die Nutzer*innen blendet Realität und Fake irgendwann so ineinander ein, sodass man nicht mehr weiß, was nun echt ist und was nur gespielt ist. Man sieht also nur noch das, was die Influencer den ganzen Tag essen und machen, welche Reisen sie unternehmen und wie viel besser sie aussehen. Daraufhin fängt man an, sich zu fragen: Warum ist deren Leben so viel schöner und einfacher als mein eigenes?

Somit lässt sich sagen, dass eins der Kernprobleme also ist, wie die Influencer sich präsentieren und wie das auf deren Follower wirkt. Ein anderes Problem ist, welche Auswirkungen es hat, wenn die Freunde etwas ohne einen unternehmen und man dies dann auf Instagram mitbekommt. Im Grunde lässt sich also sagen, dass Instagram, auch wenn es unbewusst ist, vermutlich mit Suizid zusammenhängt.

Abschließend kann gesagt werden, dass ich der Auffassung bin, dass soziale Netzwerke und vor allem Instagram sehr negative Auswirkungen haben können, nicht nur auf die Psyche der Nutzer*innen sondern auch auf ihre Identitätsbildung und ihr Selbstbild.
Jedoch ist nicht alles nur schwarz/weiß, Instagram kann genauso viel Gutes tun, indem man so Leute beziehungsweise Communitys findet, in welchen man sich willkommen und wohlfühlt, aber eben auch nur, wenn man richtig handelt und es gar nicht erst zu den wirklich schlimmen Auswirkungen kommen lässt.

Ich möchte zum Ende noch zum Nachdenken und Austauschen anregen und außerdem meine Meinung nochmals untermauern, mit dem folgenden Zitat von Amy Jo Martin „Just as we teach our children how to ride a bike, we need to teach them how to navigate social media and make the right moves that will help them. The physical world is similar to the virtual world in many cases. It’s about being aware. We can prevent many debacles if we’re educated.” (M2)


Material:
M1: Instagram Ungefiltert Account (@insta.ungefiltert.nbs.2023)
M2: Bachelorarbeit „Identitätsbildung und Selbstdarstellung von Jugendlichen am Beispiel der Social Media Plattform Instagram und die Herausforderungen der Medienpädagogik hinsichtlich der aufkommenden Gefahren“ vorgelegt von Bianca Hörmann (https://www.vulkanland.at/wp-content/uploads/2022/05/Bianca-Hoermann-bachelorarbeit1.pdf)
M3: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/Tabellen/sterbefaelle-suizid-erwachsene-kinder.html
M4: https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/psychologie/der-einfluss-sozialer-medien-auf-die-psyche/

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