Vereine.Viele haben Tradition. Haben Sie auch Zukunft?
1995, im 100-jährigen Jubiläumsjahr, stellte der TS-Vorstand bei seiner „etwas anderen akademischen Feier“ zum Start der Geburtstagsfeier in einer Podiumsdiskussion diese Frage. Heute, ziemlich auf den Tag genau 20 Jahre später, ist diese Fragestellung aktueller denn je. Und auch uns, dem aktuellen TS-Vorstand des Jahres 2015, stellt sich im „harten Alltagsgeschäft“ eines ehrenamtlich geführten Sport- und Kulturvereins diese Frage der Zukunftsfähigkeit.
Ohne Zweifel ist eine solche Zukunftsfähigkeit nur dann gegeben, wenn es auch weiterhin gelingt, Menschen zu finden, die in lnteressengemeinschaften Verantwortung übernehmen – die sich als Betreuer, Übungsleiter, Organisatoren, Helfer und als Vorstände engagieren.
Ehrenamt in veränderter Gesellschaft
Vereine wie die TS leben vom Ehrenamt. Und Ehrenamt braucht Wille, Engagement und Zeit. „Durchschnittlich 15,4 Stunden pro Monat sind ehrenamtliche Vorstände für ihre Aufgaben tätig“, so steht im aktuellen Sportentwicklungsbericht des Landessportbundes Hessen zu lesen.
Und genau hier beeinflussen gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen die Entwicklung – die Zukunftsfähigkeit der Vereine – ganz wesentlich. Sind heute noch genügend Vereinsmitglieder bereit, diese Stunden – oftmals sicherlich auch wesentlich mehr – aufzubringen? Können sie es bei den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen überhaupt noch? Vollzeit-Schule für Kinder und Jugendliche, Fulltime-Jobs für beide Elternteile oder Alleinerziehende, dazu noch eine total veränderte Freizeitwelt mit ihren vielfältigen, ja fast grenzenlos erscheinenden Angeboten: „Freiwillige“ zu finden wird immer schwerer – man schaue nur auf Feuerwehren und soziale Institutionen.
Erschwert werden die Rahmenbedingungen im Bereich Ehrenamt zudem nicht unwesentlich durch ständig steigende Anforderungen und Regularien: vom TÜV zertifizierten Fastnachtswagen bis zum Hochsicherheits-Feuerschutz für die vereinseigene Turnhalle.
Politische Rahmenbedingungen und Eigenverantwortung
„Das Ehrenamt ist der zentrale Kitt – vor Ort entscheidet sich, ob die Gesellschaft funktioniert, Freiwillige Feuerwehren und Sportvereine gut aufgestellt sind“ – von keinem Geringeren als vom amtierenden Bundespräsidenten Joachim Gauck stammt dieser Satz, erst vor wenigen Monaten kundgetan. Übertragen aufs „wirkliche Leben“ kann dies eigentlich nur bedeuten, dass die Politik ein ganz großes lnteresse daran haben müsste, dass der „zentrale Kitt“ nicht brüchig wird. Denn ohne Ehrenamt wird kein traditioneller Verein, der bezahlbaren Sport für alle Bevölkerungsschichten bieten will und kann, Zukunft haben. Daran werden garantiert auch Fusionen und Kooperationen nichts ändern.
Doch nicht nur die Politik ist über Sonntagsreden hinaus gefordert- auch Vereinsvorstände und Vereinsmitglieder selbst. Nicht plumpe Forderungen, sondern der sorgsame und verantwortungsbewusste Umgang mit finanziellen Zuschüssen sowie den eigenen und kommunalen Sportstätten und Gerätschaften ist gefragt: Nicht nur in Rödermark, wo Vereinseigentum sehr ausgeprägt ist, hat die Eigenverantwortung eine sehr hohe Bedeutung und muss auch weiter eingefordert werden.
Kommerzielle Mitbewerber
Der Vereinssport, vor allem im Freizeit und Gesundheitsbereich, hat massiv
Konkurrenz bekommen – er ist längst zum Tummelplatz kommerzieller Anbieter geworden. Ein (ehrenamtlich geführter) Sportverein kann nicht perfekt sein – und er kann daher nicht auf jeder Fitnesswelle surfen.
Und ein (ehrenamtlich geführter) Verein muss auch im Wettkampfsport mit seinen Ressourcen sorgsam umgehen, muss seine Grenzen ausloten. Dann kann er auch in Zukunft seinen sportlichen, gesundheits- und sozialpolitischen Auftrag erfüllen. Vorausgesetzt – und da schließt sich der Kreis – er hat engagierte Mitglieder in seinen Reihen. Denn ohne Ehrenamt keine Zukunft.
Wir, der Vorstand der Turnerschaft e.V. 1895 Ober-Roden und seine zahlreichen Helfer, werden weiter versuchen, dieser nicht einfachen Aufgabe gerecht zu werden.
Mit freundlicher Genehmigung der TS-Rödermark.
Editorial aus der Festschrift „120 Jahre TS-Ober-Roden.“
Siehe auch
Rödermark. Sommergarten der TS Ober-Roden.
» Turnerschaft Ober-Roden 1895-2020 Eine Zeitreise
Rödermark intern.
Aus dem Haushaltsplan 2024/2025
Haushaltssicherungskonzept
Ein Haushaltssicherungskonzept gem.
§ 92 a Abs. 1 Nr. 1 HGO entfällt in den Fällen, in denen der Saldo des Zahlungsmittelflusses aus laufender Verwaltungstätigkeit zwar nicht so hoch ist, dass daraus die Auszahlungen zur ordentlichen Tilgung von Krediten sowie ggf. an das Sondervermögen „Hessenkasse“ geleistet werden können, jedoch ausreichend ungebundene Liquidität für die Tilgungsleistungen und ggf. Auszahlungen an das Sondervermögen „Hessenkasse“ zur Verfügung steht.
Amerkung:
Wie es die zugänglichen Daten zum Haushalt zeigen, dürfte Rödermark Anfang 2025 nicht mehr in der Lage sein, die oben genannten Zahlungen weder aus laufender Verwaltungstätigkeit noch aus ungebundener Liquidität zu begleichen.
Wann wird der Magistrat den Stadtverordneten das Haushaltssicherungskonzept vorlegen? Nach der Bürgermeisterwahl?